Unsere Umwelt wird immer stärker belastet und wir alle können dagegen etwas unternehmen, auch als Individuen – das ist aber leider nicht immer so einfach. Ein Gerät, das fast in jedem Haushalt vorkommt und eine große Belastung für die Umwelt darstellt, ist das Smartphone.
Wieso eigentlich? Neben der Tatsache, dass die Energie für den Betrieb der Geräte sowie die Herstellung selbst, als auch das Lukrieren der benötigten Stoffe eine große ökologische Herausforderung darstellen, bringen konventionelle Smartphones auch andere Probleme mit sich, wie zum Beispiel:
– Reparatur– und Einzelteil-Austauschmöglichkeiten sind oft limitiert oder zu teuer.
– Physische Schnittstellen (zum Beispiel Audiobuchse, Ladebuchse) werden immer häufiger eingespart, was die Kompatibilität zu bestehenden oder anderen Geräten erschwert.
– Wartung und Support der Software sind extrem herstellerabhängig und so können Konsumenten gezwungen werden, neue Smartphones zu kaufen, weil sich die Software nicht mehr updaten lässt, obwohl das Gerät physisch vollkommen in Ordnung ist.
Wie kann man diese Probleme als Konsumenten bestmöglich umgehen und eine nachhaltige Smartphone-Nutzung anpeilen? Dazu sollten die folgenden Aspekte näher beleuchtet werden:
Was ein nachhaltiges Smartphone auszeichnet und wie man beim Kauf und der Nutzung nachhaltig vorgeht
Es gibt einige wichtige Kriterien, an denen Sie sich in puncto Nachhaltigkeit orientieren können:
(1) Achten Sie auf eine transparente Versorgungskette: Recherchieren Sie, ob bei der Herstellung und dem Unternehmen soziale und ökologische Nachhaltigkeit gegeben sind. Stammt die Energie für die Herstellung aus erneuerbaren Quellen? Je mehr Konkretes man hier bei der Recherche findet, desto besser.
(2) Nachhaltiges Design: Dieses setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Wurden für das Smartphone hochwertige Elemente eingebaut, die nicht leicht brechen können? Hat also zum Beispiel das Display eine hohe Bruchfestigkeit? Ist die Rahmenfassung hart und beanspruchbar und gut vor Rissen und Brüchen gefeit? Und ist das Smartphone allgemein gut vor Stößen oder Spritzwasser geschützt? Je länger das Smartphone prinzipiell hält, desto länger bleibt es im Einsatz und muss nicht zwingend ausgetauscht werden.
(3) Austauschbare und erweiterbare Elemente: Auch das beste Smartphone wird seine Grenzen erreichen. So könnte zum Beispiel das Display Kratzer bekommen, die Akku-Laufzeit nachlassen oder der Speicherplatz nicht mehr ausreichen. Gerade hier ist es extrem wichtig, dass Sie nach Smartphones mit erweiterbaren und austauschbaren Komponenten Ausschau halten – am besten können Sie also selbst den Akku austauschen oder das Display bei verschiedenen lokalen Anbietern reparieren lassen. In puncto Speicherplatz gilt es, Modelle zu suchen, die erweiterbaren Speicherplatz bieten (zum Beispiel über einen extra microSD Slot), für den Sie selbst das Speichermedium kaufen, die Daten verwalten und austauschen können.
(4) Gerätekompatibilität: Wenn Sie die Wahl haben, bietet es sich an, ein Smartphone zu wählen, das mit Ihren bestehenden Geräten kompatibel ist. Musikliebhaber, die Ihr Smartphone gerne mit hochqualitativen Kopfhörern verwenden, sollten nach Smartphones Ausschau halten, die noch eine Audiobuchse verbaut haben und sich nicht nur auf Bluetooth verlassen. Ebenso ist es erstrebenswert, denselben Ladekabeltyp zu wählen, damit Sie Ihre bestehenden Ladekabel weiterverwenden können. Dies spart nicht nur Geld und schränkt unnötigen Konsum ein, sondern verhindert auch, dass plötzlich obsolet gewordene Elemente den Weg zur Müllhalde finden.
(5) Garantierter, langfristiger Software-Support: Bestimmte Hersteller liefern Ihnen die Bequemlichkeit der Softwareupdates zum Preis Ihrer persönlichen Unabhängigkeit – denn die Hersteller können festlegen, wie lange sie Sie (nicht) mit Updates versorgen. Damit kommen Sie in Zugzwang: Wenn Sie ein softwaretechnisch veraltetes Smartphone weiterverwenden, öffnen Sie gefährliche Sicherheitslücken. So zwingen Sie manche Hersteller, ein neues Smartphone-Modell zu kaufen. Eine Alternative bietet hier zum Beispiel das System von Android One: Sie erhalten neben anderen Vorteilen beim Kauf dieser speziellen Android-Smartphones schon die planbare Gewissheit, wie viele Updates in den nächsten Jahren fix ausgeliefert werden. Damit können Sie Ihre Kaufentscheidung darauf basieren, wie viele Jahre Ihr gewähltes Smartphone mit verpflichtenden Software-Updates versorgt werden wird.
(6) Gebraucht kaufen: Wenn eine Reparatur nicht möglich ist und eine Smartphone-Anschaffung unabdingbar ist, können Sie auf einen großen Gebrauchtmarkt zugreifen. Manch Hersteller bieten keine Reparaturen an, weil sie diesen Markt selbst bedienen wollen, und bieten oftmals einen Gebrauchtmarkt direkt vom Hersteller an. Die Preise liegen hier zwar über privaten Verkaufsplattformen, diese Art von Gebrauchtkauf hat aber einen großen Vorteil: Die Teile wurden direkt vom Hersteller erneuert und die Smartphones werden oft mit Herstellergarantie ausgeliefert.
(7) Nachhaltiges Recycling: Sollte Ihr Smartphone nicht mehr zu gebrauchen sein, ist es wichtig, es fachgerecht zu entsorgen, damit die prekären Mittel nicht den Weg in den Hausmüll finden. Eigene Recycling-Stellen führen die Smartphones wieder zurück zu den Herstellern, welche die Smartphones fachgerecht recyclen und die wiedergewonnenen, raren Materialien wieder in neue Smartphones investieren.
Wie umweltschädlich sind Smartphones?
Wie alle modernen Geräte ist auch das Smartphone stark abhängig von einer komplexen Lieferkette und nicht zuletzt einer Vielzahl endlicher Stoffe wie Lithium (zum Beispiel für Akkus), Palladium, Silber, Gold und mehr. Ohne den großzügigen Einsatz fossiler Brennstoffe (vor allem Öl) und durch sozial oft fragwürdige Konditionen für die Arbeiter können diese nicht erschlossen werden.
Aber auch die Verarbeitungskette selbst bringt genügend umwelttechnische Probleme mit sich, denn auch hier wird für die Energieerzeugung zum Beispiel stark auf den Einsatz von Kohle gesetzt, was fatale Emissionen mit sich bringt.
Zu guter Letzt beeinflusst aber auch das Kaufverhalten der Konsument die Umweltschädlichkeit, da gewünschte versus gelebte Lebensdauer eines Smartphones immer stärker auseinanderklaffen und die Geräte somit sowohl schneller auf der Müllhalde landen, als auch schneller mehr Geräte nachgebaut werden müssen. Ein ökologischer Teufelskreis.
Welche nachhaltigen Smartphone-Modelle es derzeit am Markt gibt: 3 Beispiele
Fairphone
Die aktuelle Version Fairphone 4 bietet wie schon seine Vorgänger ein modulares Smartphone, bei dem extrem viele Komponenten (wie zum Beispiel Akku, Kamera, USB-Port, Lautsprecher) selbst ausgetauscht werden können. Es ist wasser- und staubdicht und wird mit einer fünfjährigen Garantie ausgeliefert.
Nokia 1.3.
Dieses Smartphone ist nicht das performanteste, aber eines der neuesten Nokia-Modelle am Markt, die einen starken Fokus auf Nachhaltigkeit legen. Ausgeliefert wird es mit Android One und austauschbarem Akku.
Shiftphone
Wie auch das Fairphone lässt sich das Shiftphone modular auf- und auseinanderbauen. Es wird in Deutschland produziert, und das Berliner Unternehmen hat sich verpflichtet, seine Einnahmen kaum in Marketing zu stecken, sondern 5 % für Sozial- und Nachhaltigkeitsprojekte zu spenden.