Bluetooth und Linux – so klappt das Pairing

Von Rene Reinisch

Eines vorweg: Linux ist nicht gleich Linux – die berühmte Freiheit auch der Grund verschiedener Ausgangslagen. Wir beschränken uns in diesem Wegweiser, der keine universale Anleitung sein kann, auf zwei der größten und beliebtesten Distributionen: Ubuntu bzw. Mint. Mit komfortablen Bordmitteln ausgerüstet, entsteht die Funkverbindung hier zumindest weitgehend automatisiert. Das Trouble-shooting ist aber je nach Kernel-Version, Software-Paket und Bluetooth-Endgerät teilweise sehr spezifisch. Individuelle Problemlösungen findet ihr in den entsprechenden Dokumentationen und Foren.

Die nötige Hardware

Klingt banal, wird aber leicht vergessen: zum Funken braucht ihr natürlich ein (aktiviertes) Bluetooth-Modul, also den passenden Chip. Falls nicht schon eingebaut – wie bei Notebooks üblich – ist der extra Bluetooth-Transmitter in Form einer Steckkarte oder ein USB-Dongle notwendig. Bevor ihr Teile und Endgeräte kauft, solltet ihr die Kompatibilität zu Linux prüfen. Manchmal genügt ein Blick auf die „Schwarze Liste“, um die Unmöglichkeit einer Nutzung festzustellen.


Drei typische Verbindungsfälle: Game-Controller, Kopfhörer und Mobiltelefon

Für den ersten Kopplungsversuch benutzt ihr am besten die vorinstallierte Bluetooth-Anwendung aus eurem Linux-Menü. Wenn das zu koppelnde Endgerät aktiviert ist, sollte es im laufenden Bluetooth-Manager sichtbar werden. Die benötigten Grundfunktionen (siehe auch: Gnome-Bluetooth) sind in der Regel vorhanden, ansonsten müsst ihr diese manuell über die Paket- bzw. Anwendungsverwaltung oder die Kommandozeile nachinstallieren. Im Terminal könnt ihr ggf. auch die Schnittstellenerkennung bzw. den Status des Bluetooth-Dämons (Systemdienst) anzeigen lassen. Alternativ zu „Gnome-Bluetooth“ ist der Verbindungs-Manager „Blueman“ empfehlenswert.


Game-Controller anschließen

Ihr könnt die beliebte Peripherie von XBox und Playstation mit Linux verwenden – insbesondere die Gaming-Plattform Steam bietet nutzerfreundlichen Support. Controller von PS3 und PS4 lassen sich problemlos nutzen, für das Gamepad der PS5 gibt es sogar einen offiziellen Treiber von Sony. Damit auch Zusatzfunktionen reibungslos unterstützt werden, kann je nach Gerät etwas Fein-Tuning nötig sein – die genauen Abläufe sind umfassend dokumentiert.

Zum Testen und Kalibrieren (Mapping) eignet sich das Applet „jstest-gtk“. Mehrere Controller zu verbinden, ist übrigens auch möglich.

Bekanntes Problem: Gerät wird nicht gefunden. Die Ursache ist fehlende Firmware aus lizenzrechtlichen Gründen. Abhilfe schafft das Hinzufügen der benötigten Paketquelle (PPA).


Kopfhörer koppeln

Wichtige Stichworte sind die Audio-Verwaltung „pulseaudio“ (Soundserver) und der damit verbundene Konfigurator „pavucontrol“. Fehlende Tonausgabe kann teils ganz leicht durch den passenden Menü-Eintrag (aktives Gerät) behoben werden. Die Tonqualität ist in den Audioprofil-Einstellungen optimierbar, sofern die gewünschten Codecs unterstützt werden. Ansonsten hilft möglicherweise das Hinzufügen der entsprechenden PPA (pulseaudio-a2dp), um das benötigte Bluetooth-Profil bereitzustellen.

Bekanntes Problem: Manche Geräte nutzen die Profilfunktion „ERTM“. Diese kann über die Kommandozeile (Terminal) abgeschaltet werden, falls die Kopplung deswegen scheitert.


Mobiltelefon verbinden

Als gängige Anwendungen für Daten-Transfer, Organisation und Synchronisation werden „KDE Connect“ und „scrcpy“ genannt – auch diese könnt ihr ggf. nachinstallieren.

Die Kopplung mit dem Smartphone sollte keine Probleme bereiten, eventuell müsst ihr eine Verbindungs-PIN im Handy-Manager eingeben. Zunächst sind die Funkeinstellungen zu prüfen: Wichtig ist die „Sichtbarkeit“ des Telefons.

Hinweis: Der Datenaustausch ist bei Geräten mit iOS nicht vorgesehen. Falls nötig, könnt ihr euch mit kostenpflichtigen Apps behelfen.


Vor- und Nachteile mit Linux

Das Treiber-Problem

Auf Linux kommt nicht immer alles aus der Plug-and-Play-Dose, wie man das von Microsoft und Apple gewohnt ist. Der Grund für den Aufwand beim manuellen Nachjustieren ist fast immer die Verwendung von Open-Source-Programmen und nicht-proprietärer Treiber, die mangels Lizenz bzw. Implementierung in manchen Fällen nicht die gewünschte Hardware-Unterstützung liefern.

Spezialisierung

Z.B. für Musiker ist Studio-Arbeit mit Linux interessant, weil die Möglichkeit besteht, einen Niederlatenz-Audio-Kernel zu verwenden. Die Betriebsstabilität sowie effiziente Speicher- und Systemverwaltung machen Linux ironischerweise fürs Gaming attraktiv – leider ist die Entwicklung immer noch mau und das Spieleangebot daher bescheiden.

Kontrolle und Sicherheit

Linux trennt die Nutzerebene vom Bereich des Administrators bzw. die Anwendungsumgebung von Installations- und Aktualisierungsvorgängen. Das macht sich beim Nutzer wegen der Rechtebeschränkung durch häufige Passwortabfragen bemerkbar, erhöht aber die Sicherheit – auch oder gerade im „Internet of things“. Des Weiteren sind inaktive Ports standardmäßig gesperrt, Bloatware und das Lauschen ab Werk sind beim quelloffenen Linux kein Thema.

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